zweikronenhaus zittau

Chronik

Angelika Wuensche 2011 - 5


Nachkommen Conrad Nesens „bedienten sich der von ihm ererbten adelichen Vorrechte weiter nicht, sondern behielten blos das Familien-Wappen bei.“


Conrad Nesen hatte einen Sohn Christoph Nesen „auf“ Radgendorf, Rathsskabin u. Kirchenvorsteher. Dieser wiederum hatte einen Sohn Johann Nesen „auf“ Poritsch, Bürgermeister Zittau. Johann Nesen bekam einen Sohn Gottfried Nesen, Stadtrichter. Gottfried Nesen bekam mit seiner Frau Anne Regine, geb. Kießlingin, einen Sohn Johann Wilhelm Nesen, geb. 08.10.1645 in Zittau. Mit Christian Friedrich Nesen, Steuerdeputierter in Zittau, der 1793 unverheiratet starb, ist der männliche Stamm dieser Familie erloschen.


Johann Wilhelm Nesen besaß gut „natürliche Fähigkeiten zur Nachahmung“, hatte eine „sorgfältige Erziehung und Ausbildung“, er ging auf das Gymnasium in Zittau, 1669 - 1673 zu den Universitäten Jena und Strasburg und studierte „neben der Philosophie und den schönen Wissenschaften vorzüglich der Rechtsgelehrsamkeit mit rühmlichen Fleiße“, „hatte sich hauptsächlich zum praktischen Juristen gebildet, und betrat bei seiner Zurückkunft in seine Vaterstadt das Forum mit Glück und Beifall, daher der Rath ihn, als einen sehr brauchbaren Geschäftsmann, im Jahr 1684 an der Rathschür als letzten Senator in sein Kollegium aufnahm. Er stieg nunmehr von einer Stuffe zur andern, wurde im Jahr 1691 Skabinus, 1698 Gerichtsbeisitzer, 1700 aber Stadtrichter, wo er 4mal das Präsidium führte, und endlich im Dezember 1708 nach des Bürgermeister Chr. Kapses Tode, Bürgermeister, wo er sogleich das Direktorium zum ersten und an der Thür im Monat August 1710 zum andernmale überkam, jedoch solches nicht zu Ende brachte, sondern am 8. Mai 1711 durch einen unvermutheten Schlagfluss aus dieser Zeitlichkeit im 66sten Jahre seines Alters abgefordert und in die Ewigkeit versetzt wurde, zum großen Bedauern der Stadt, die ihn ungern verlohr. Er hatte mit seinem Ältervater, Christoph Nesen, nach 100 Jahren einigermaaßen gleiche Schicksale, indem letzterer an der Rathschür 1584, in eben diese letzte Stelle des Rathsstuhls gesetzt wurde, im Jahr 1591 aber in den Schöppenstuhl aufrückte.“


Ab 24.08.1566 war Johann Nesen (Enkel von Conrad Nesen) der Eigentümer des Hauses. Er verkaufte das Braurecht. Er war 1608 Kanzelist im Appellationsgericht in Prag und 1625 Bürgermeister in Zittau.


In Zittau erinnert an diese Familie der Nesenplatz zwischen der Tongasse und der Eisenbahnstraße.


Ab 15.01.1602 war Peter Scholtze (auch Scholze) Eigentümer des Hauses Nr. 35. Nach dem großen Brand 1608 ließ er es 1609 neu aufbauen und brachte das Scholtzische Wappen über der Tür an. Am 19.10.1584 wurde er Unterstadtschreiber, 1604 Stadtrat, 1611 Scabiner (Schöffe), 1616 „außer den Rath gelassen“ und starb am 02.05.1620 mit 64 an einem „Schlagfluß“.


Ab 10.10.1624 war David Rodochs Eigentümer des Hauses. Am 17.01.1633 wurde er Bauschreiber und in diesem Jahr auch Baudirektor. Im Dreißigjährigen Krieg, am 14.07.1634, wurde er erschossen. Dieser Familie gehörten an George Rodochs, 1502 Stadtrat, 1514 Stadtrichter, 1508 Bürgermeister, 1537 gestorben; Johann Rodochs, 1545 Stadtrat, 1562 Stadtrichter, 1566 gestorben; ein Herr Rodochs, 1568 Stadtrat, 1582 Stadtrichter, 1585 Bürgermeister, 1603 gestorben; D. Nicolaus Rodochs, 1601 Stadtrat, 1612 Stadtrichter, 1617 gestorben; Gottfried Rodochs, Schuster, 1663 Stadtrat, 1675 Stadtrichter, 1684 Bürgermeister. Er heiratete 1646 Anna Rosina Rodochs (geb. 31.01.1629 in Reichenberg, gest. 30.01.1668 in Zittau), er starb 1679. Zur Anna Rosina Rodochs gibt es an der Ostseite des Nordanbaus der Johanniskirche, früher auf dem Altarplatz, ein Denkmal, aus Sandstein, 99 cm breit, 190 cm hoch, mit vertiefter Inschrift in Schreiberzügen.

Bei einem Brand am 05.08.1589 an der alten Johanniskirche wurde die große Glocke durch einen Riss beschädigt, so dass sie nur noch mit einem Klöppel von außen angeschlagen werden konnte. Zu Weihnachten 1590 zersprang sie und wurde am 19.11.1591 stückweise vom Turm herabgelassen (62 Zentner und 4 Pfund). Sie wurde vom Dresdner Glockengießer Martin Hilliger umgegossen und um 6 Zentner auf 68 Zentner vergrößert. Auf einer dazu angefertigten, kleinen Tafel wurde geschrieben: „Dieses der Frömmigkeit geweihte Werk möge Gott erhalten und beschützen. Geschehen unter dem Konsulat der edlen und weisen Herren Augustinus von Kohl Bürgermeister, David Rodoch, Michael Kroft Ratsherren, Mag. Procop Naso Syndicus.“


Ab 09.01.1675 war Christian Thum (geb. 17.10.1635, gest. 1679) Eigentümer des Hauses. Er war Senator, Gotteskasten-Vorsteher und 1672 Stadtrat. Er führte zur Almosenverteilung kleine bleierne Zeichen wieder ein, die wirklich bedürftig und würdig bestimmte Arme zu tragen hatten und sie damit leicht von „Betrügern“ zu unterscheiden waren.

Er war verehelicht mit Catharina Eliesabeth, geb. von Oelßnitz, die wohl nach siebenjähriger Ehe verstarb. Danach heiratete er Dorothea Magdalena, geb. Raschin v. Rysenburg.

In einer alten Schrift steht: „Der weyland Wohl-Edle, Beste, Hochgelahrte, Hochweise Herr Christian Thum, JCtus vornehmer Herr des Raths, und bey denen Kurfürstlichen Sächsichen Justitien Aemtern zu Bautzen und Görlitz, Advokat Ordinarius, so gebohren den 17. Okt. Anno 1635, in heil. Ehestand getreten, und darinnen friedlich, jedoch ohne einigen Ehe Seegen zugebracht, I. mit Tot. Tit. damals Jungfer Catharina Eliesabeth geb. von Oelßnitz, 7. Jahr 7. Wochen II. Tot. Tit. Jungfer Dorothea Magdalena geb. Raschin von Riesenburg 4 Jahr 43 Wochen. gestorben den 17. Oktober 1679, nachdem er gelebt 44 Jahr 4 Wochen 3 Tage.“


Nach dem Tod von Christian Thum heiratete Dorothea Magdalena wieder und nahm den Namen Kaps an. Sie erwarb dann das Haus Nr. 35 im Jahr 1685.

Wahrscheinlich heiratete sie in die Familie Kaps ein, in der Alexander Kaps 1624 der Eigentümer des Hauses war. Familienmitglieder waren: Gottfried Kaps, Bäcker, 1623 Kanzleibeamter, Notarii, Oberstadtschreiber, 1625 Stadtrat, 1632 Bürgermeister, Stadtrichter, 1639 gestorben; Christian Kaps, geb. 1685 in Zittau, Fleischer, 1706/08 gestorben; Peter Kaps, Apotheker, 1584 Stadtrat, 1585 Stadtrichter, 1600 Bürgermeister, 1604 gestorben.


Ab 21.03.1687 war Heinrich Johann Leupold Eigentümer des Hauses, geb. 1653 in Schleiz, gest. 1720 in Zittau. Er wurde in Zittau erzogen, war sehr gewandt und leutselig. 1685 war er Gerichts-Actuarii (Gerichtsaktuar = Zweiter Amtsrichter), 1698 Oberstadtschreiber, 1704 Ratsherr, 1718 Bürgermeister und wurde beigesetzt in der Kreuzkirche.


Ab 13.05.1850 war der Eigentümer des Hauses Carl August Caspar, ein Maurermeister und Ziegeleibesitzer. Er baute das Haus 1860 wieder neu auf.

Für ihn fertigte Carl Gottlob Morawek nach Auftrag eine Chronik zum Haus an.



Liste der Hauseigentümer:


um 1279 Prinz Wenzel II., der Sohn des Königs Ottokar II., soll sich

in diesem Haus aufgehalten haben, was nicht urkundlich

belegt ist. (Quelle: Handbuch der Geschichte, Teil 2)


(1543) Laut Grundbuchblatt Nr. 198 war der (erste?) Eigentümer ein

Matthes Ast, Tischler.


1546 Eigentümer Matthes Hoppe


… Eigentümer Michael Heller


ab 1546 Garküche, bekannt als „Alte Garküche“

und weiter bekannt als „Das güldene Haus“, „Zwei-Kronen-

Haus“, „Das königliche Haus“ und „Güldene Crohne“


1561 Eigentümer Matthes Eichler von Hirschfelde

Der Name Eichler könnte auch als Eifler geschrieben

worden sein, da es keine einheitliche Rechtschreibung gab.


1561 Eigentümer Caspar Eichler (oder auch Eifler)


1561 Eigentümer Wilhelm Nesen

gekauft für 940 ZM (Zittauer Mark)


24.08.1566 Eigentümer Johann Nesen

gekauft für 700 ZM, verkaufte das Baurecht


29.11.1570 Eigentümer Johann (oder Hans) Hoffmeister

(Hans Hofmeister?), gekauft für 600 ZM


(1578) 1576? Eigentümer Michel Creutziger jun.

(Michael Creuziger?)


15.01.1602 Eigentümer Peter Scholtze (Scholze)

gekauft für 260 ZM

1609 Nach dem großen Brand im Jahr 1608 hat es Peter Scholtze

neu aufgebaut und das Scholtzische Wappen über der Tür

angebracht.


01.09.1617 Eigentümer Christoph Heffter

gekauft für 510 ZM


16.05.1618 Eigentümer David Jähne

durch Tausch

Er wurde 1622 vor Glatz als Infanterieleutnant erschossen.


1618 – 1648 Während des Dreißigjährigen Krieges (1618 – 1648)

stand es leer und verfiel in einen wüsten Zustand.


14.12.1623 Eigentümer Melchior (Christoph) Hopstock

gekauft für 447 ZM

Er war der Enkel des Bürgermeisters Martin Hopstock

(1527-1613). Am 06.03.1645 ist er als Kaiserlicher Cornet

(Fähnrich) vor Jankau (60 Kilometer südöstlich vor Prag)

in einer der letzten großen Schlachten des Dreißigjährigen

Krieges (1618 - 1648) gefallen.


05.07.1624 Eigentümer Alexander Kaps

gekauft für 380 ZM


10.10.1624 Eigentümer David Rodochs

gekauft für 450 ZM


05.07.1627 Eigentümer Christian Schaffhirt (Schafhirt?) (Oberweber)

gekauft für 575 ZM


22.06.1650 Eigentümer Elias Weise (Pädagoge und Lehrer)

gekauft für 70 ZM

1650 baute er es um, da es im 30-jährigen Krieg leer stand,

1660 baute er das Haus neu auf


seit 1675 bekannt als „Güldene Crohne“, „Das Zwei-Kronen-Haus“

oder „Das königliche Haus“ (weil der Commendator darin

gewohnt hat)


09.01.1675 Eigentümer Christian Thum (Senator)

gekauft für 1.000 ZM


1685 Eigentümerin Dorothea Magdalena Kaps,

geb. Rosche (Raschin von Rysenburg?)

geerbt


21.03.1687 Eigentümer Heinrich Johann Leupold

gekauft für 1.200 ZM


… Eigentümer Heinrich Georg Leupold (Scabinus)


24.04.1722 Eigentümer Johann Gottfried (M.?) Häntschel

(Pastor primarius)

per Testament


… Eigentümerin Christiane Eleonore Häntschel, geb. Möller

(Witwe)



19.11.1755 Eigentümer Carl Gottlob Walde (Schneider)

gekauft für 1.125 RT (Reichstaler)


31.01.1794 Eigentümer Johann Gotthelf Neumann

gekauft für 1.100 RT

Er war bekannt als „Schachtelneumann“, da er in seinem

Laden alles in Schachteln aufbewahrte.


… Eigentümer Neumann – Erben


24.07.1807 Eigentümer Carl Gotthelf Neumann


21.07.1808 Eigentümer Johann Heinrich August Piersig (Restaurateur)


27.04.1836 Eigentümer Gustav Heinrich Piersig


13.05.1850 Eigentümer Carl August Caspar

(Maurermeister und Ziegeleibesitzer)

1860 baute er das Haus wieder neu auf


1896 – 1905 Eigentümer Robert Alwin Schmidt

Privatier


(1903 Eigentümer Heinrich Schmidt)


1906 – 1914 Eigentümer Johann August Mieth

gekauft für 41.000 M

Uhrmacher


1915 – 1923 keine Adressbücher vorhanden


1924 – 1925 Eigentümer Heidrich

Hutexport


1926 – 1938 Eigentümer Alwin Weber

(Kaufmann Bijouteriewaren, Schmuck, Warnsdorf)


(Ende Verzeichnis Eigentümer)



Liste der Bewohner des Hauses


(P = Parterre, Eg = Erdgeschoss, I - III = Etagen, Hh = Hinterhaus)


21.03.1687 Leupold, Heinrich Johann, Gerichtsaktuar


… Leupold, Heinrich Georg, Scabinus


24.04.1722 Häntschel, Johann Gottfried, Pastor primarius


… Häntschel, Christiane Eleonore, geb. Möller (Witwe)


19.11.1755 Walde, Carl Gottlob, Schneider


31.01.1794 Neumann, Johann Gotthelf


… Neumann (Erben)


24.07.1807 Neumann, Carl Gotthelf


21.07.1808 Piersig, Johann Heinrich August, Restaurateur


27.04.1836 Piersig, Gustav Heinrich


13.05.1850 Caspar, Carl August (Maurer)


Ostern 1880 Caspar, Carl August, Maurermeister und Ziegeleibesitzer

Kießler verw. H.S. Rentiere


1883 Caspar, Carl August - siehe oben

Caspar, Hermann - Architekt

Rothmaler, Alb. - Postkassierer


1886/87 Caspar, Carl August, Maurermmeister und Ziegeleibesitzer

Richter, Ernst Ferdinand - Privatier

Richter, Emil – Commis.


1888/89 I: Caspar, Carl August, Maurermeister und Ziegeleibesitzer

P: Schnerr, Carl - Grenzaufseher

II: Richter, Ernst-Ferdinand - Privatier

Richter, Emil - Commis.


1890/91 I: Caspar, Carl August, Maurermeister und Ziegeleibesitzer

P: Apelt, Ernst Louis,

Unternehmer für Gas- und Wasseranlagen

Helbig, A. F. - Agentur und Proppergeschäft

HhP: Apelt & Walter –

Werkstatt für Gas- und Wasseranlagen


1892/93 I: Caspar, Carl August, Maurermeister und Ziegeleibesitzer

P: Stoll, Wilhelm - Bürstenmachermeister

II: Meister, Klara - Privatier


1894/95 I: Caspar, Carl August, Maurermeister und Ziegeleibesitzer

P: Baumgart, Karl - Lohnfuhrwerksbesitzer

II: Lucan, Hedwig - Kaufmannswitwe


1896/97 I: Schmidt, Alwin - Privatier

P: Baumgart, Karl - Lohnfuhrwerksbesitzer

Mathes, Bruno,

Expeditions-Hilfsarbeiter a.d. Staatsbahn (bis 30.09.1896)

II: Lucan, Hedwig - Kaufmannswitwe

1898/99 Schmidt, Alwin - Privat. (f. Am Park 24)

P: Thiemer, Marie - Privata

Thiemer, Ottilie - Privata

II: Lucan, Hedwig - Kaufmannswitwe


1900/01 I: Mieth, Johann - Uhrmacher

P: Tietze, Ernst - Kanzlist

I: Wurzler - Musiker

II: Lucan, Hedwig - Kaufmannswitwe

III: Alst, Marie - verehl. - Bedienung

HhP: Baumgart, Karl - Lohnfuhrwerksbesitzer


1902/03 I: Mieth, Johann - Uhrmacher

P: Tietze, Ernst – Kanzlist

I: Geisler, Paul – Lohnfuhrwerksbesitzer

I: Lucan, Hedwig – Kaufmannswitwe

III: Wende, Paul - Klempner

HhP: Steltzer, Bernhard - Tapezierer

I: Höfler, Hugo - Bereiter


1904/05 I: Mieth, Johann - Uhrmacher

P: Verwaltungsstelle der Gewerblichen Ortskrankenkasse

Helbig, A. F. - Agentur und Proppergeschäft

HhP: Apelt & Walter,

Werkstatt für Gas- und Wasseranlagen

I: Lucan, Hedwig - Kaufmannswitwe

III: Wehlt, Hermann - Arbeiter

HhI: Dierig, Karl - Tischler

II: Theilig, Bertha verw. geb. Umann


1906 Mieth, Johann - Uhrmacher (f. Klosterstr. 4)

PI: Landmann, Fr. - Blumenfabrik

P: Verwaltungsstelle der Gewerblichen Ortskrankenkasse

II: Lucan, Hedwig - Kaufmannswitwe

III: Schwarzer, A. - Arbeiter

HhI: Dierig, Karl - Tischler

II: Mierdel, Gustav - Lohnkellner und Hochzeitsbitter


1907/08 Mieth, Johann - Uhrmacher (f. Klosterstr. 4)

P: Verwaltungsstelle der Gewerblichen Ortskrankenkasse

Lorenz, Rob. (vorm. Frdr. Landmann)

Blumenfabrik (v. 1./9.07. ab Moltkestr. Eingang Kaiserstr.)

I: Holdgrün, Karl - Friseur

Walter, Alfred – Tischler

II: Gottschling, Gustav – gew. Gastwirt

III: Schwarzer, A. - Arbeiter


1909/10 Mieth, Johann - Uhrmacher (f. Klosterstr. 4)

P: Verwaltsstelle der Gewerblichen Ortskrankenkasse

(bis 30.09. ab 01.10.09 Theaterstraße 34, P.)

I: Holdgrün, Karl - Friseur

II: Gottschling, Gustav – gew. Gastwirt

III: Schwarzer, A. - Arbeiter

HhI: Kopke, Johann - Kutscher


1911/12 Mieth, Johann - Uhrmacher (f. Klosterstr. 4)

P: Mitter, Oswald - Polsterer u. Dekorateur,

Wohnungseinrichtungen

I: Glausch, Franziska - Naturheilkundige

II: Gocht, Ernestine - verw.

III: Schwarzer, A. - Arbeiter


19013/14 Mieth, Johann - Uhrmacher (f. Klosterstr. 4)

P: Mitter, Oswald - Polsterer und Dekorateur;

Spezialität: Wohnungseinrichtungen

I: Glausch, Franziska - Naturheilkundige

II: Gocht, Ernestine - verw.

III: Schwarzer, A. - Arbeiter


1924 Eg: Heidrich - Hutexport

I: Gocht - Naturheilkundige

II: Gocht - Witwe

III: Brachvogel - Fabrikarbeiterin


1926 Weber, Alwin und Richard - Warnsdorf

Eg: Wanke - Korbwarenerzeugung

I: Gocht Olga

II: Gocht - Witwe - Private

Kluge - Schokoladen- und Tabakgroßhandel

Höfer - Bäcker

III: Brachvogel - Witwe - Arbeit.


1928 Weber, Alwin und Richard - Warnsdorf

Eg: Wanke - Korbwarengeschäft und -erzeugung

Bartsch - Fridologin - Naturheilkundige

Micken - Bautechniker

II: Gocht, Ernestine

Kluge - Großhändler

III: Brachvogel, Emma




1930/31 Weber, Alwin und Richard – Warnsdorf

Eg: Merek - Korbwarenlager

Mann & Zinnecker - elektrische Anlagen

I: Gocht – Private

Mickan – Bautechniker

Strietzel – Kaufmann

Bartsch, Marg. - Homöopath. Praxis

II: Gocht – Witwe

Kluge – Süß- und Tabakwarengroßhandel

III: Brachvogel – Witwe – Bedien.

Ludwig - Lagerhalter


1933 Eg: Weber, Alwin - Kaufmann

I: Gocht, Olga - Private

Mickan, Hermann - Baumeister –

Büro für Architektur und Bauausführung

Graupner, Walter - Baumeister

II: Bartsch, Albert - Drogist

Bartsch, Marg. - Naturheilkundige

III: Brachvogel, Emma - Witwe


1935 I: Weber, Alwin - Kaufmann

Eg: Barta & Schubert - Mechan. Kleiderfabrik

I: Gocht - Private

Mickan - Baumeister

Graupner - Baumeister

II: Bartsch - Heilpraktikerin

Bartsch - Student

von Scheidt - Kaufmann

III: Brachvogel - Rentnerin

Brachvogel - Bäcker



1938 II: Weber, Alwin - Bjouteriewaren (Schmuckgegenstände)

Eg: Barta & Schubert – Mech. Kleiderfabrikation

I: Gocht, Olga – Private

Mickan, Hermann – Baumeister

II: Bartsch, Marg. - Heilpraktikerin

Dienel, Berta

III: Brachvogel, Emma – Witwe

Brachvogel, Karl – Schlosser


(Ende der Bewohner)



In Zittau gab es verheerende Stadtbrände, wovon einige, der Vollständigkeit halber, nachfolgend beschrieben werden, die auch die Neustadt und das Haus Nr. 35 betrafen.


Am 03.04.1359 wütet der erste große Stadtbrand in Zittau. Nur ein reichliches Jahrhundert besteht die Stadt so, wie sie unter König Ottokar II. angelegt wurde. Die hölzernen Bebauungen mit Strohdächern, Holzschindeln und offenen Kaminen brennen fast völlig ab. Der Landesherr, Kaiser Karl IV., bewilligte für drei Jahre lang Steuererlass und befahl, man solle künftig „in Stein“ bauen. Später wurden die Holzhäuser der Hofstatt durch Steinhäuser ersetzt.


Am 04.05.1372, in der „Kreuzwoche“, brennt Zittau wieder und „nam unczelichen schaden beide an steynen und an hulczin husirn, grosir den vormalz vin keynem vure gescheen war“ („nahm unzähligen Schaden an steinernen und hölzernen Häusern, größer wie es vormals bei keinem Feuer geschah“.


Am 29.05.1453 ist die Kirche „zu unserer lieben Frauen“ (Frauenkirche) samt der Neustadt abgebrannt.


Am 22.07.1473 entstand an der Ostseite der Neustadt, Kugelzipfel genannt, im Haus des Fleischers Oßwaldt Jobsten (heutige Sparkasse), ein großer Brand. „Eine untreue und boshafte Magd“ sollte unterm Kessel Feuer machen, was ihr zunächst nicht gelang. Sie wurde dann so aufgebracht, dass sie eine Unmenge Holz auflegte und das Feuer so groß wurde, dass es auf das Haus übergriff. Der Brand breitete sich auch auf die Hofstatt aus. In diesem Jahr war ein so heißer Sommer, „daß sich die Bäume selbst anzündeten“. Es wurde das „dürre Jahr“ genannt.

Eine abgebrannte Stelle in der Stadt nannte man Brandstelle. Als solche ist die Hofstatt „nachgehends lange Zeit wüste liegen blieben“. Die Hofstatt wurde damit zu einer Baustelle, wobei das durch den Abriss von Häusern gewonnene Gestein zur Erweiterung des Kirchleins St. Niclas und zum Bau des Klosters genutzt wurde. Circa 70 Jahre später entstanden an diesen Stellen wieder neue Häuser aus Stein. Zumindest war der erste Eintrag im Grundbuchblatt Nr. 198 von 1543, wonach ein Matthes Ast, ein Tischler, der Eigentümer des Hauses Nr. 201, jetzt Nr. 35, war.



Am 07.06.1608, nach einem sehr heißen und trockenen Mai, brach in verschiedenen Stadtteilen fast gleichzeitig Feuer aus, und innerhalb von 3 Stunden verbrannten 500 Häuser, darunter 84 Bierhöfe. Besonders wüteten die Flammen auch in der Neustadt, am Markt, in der Spür- und Fleischergasse. Das Haus Nr. 35 wurde nachweisbar in der alten Häuserchronik beschädigt. Der Wiederaufbau der Stadt ging erstaunlich schnell. Kaiser Rudolf II. erließ er den Zittauern für 9 Jahre Steuern und Zölle. Die dadurch eingesparten Gelder wurden an die Geschädigten verteilt, und sie erhielten aus den reichen städtischen Forstrevieren insgesamt 22.000 Stämme als Bauholz. Noch vor Wintereinbruch waren rund drei Viertel der Brandstellen verschwunden.



Stadtbrand am 07.06.1608


Den schwersten Schicksalsschlag erlebte Zittau am 23.07.1757 während des 7jähr. Krieges. Die Preußen, als Angreifer des Krieges zu sehen, erlitten eine Niederlage gegen die Österreicher. Die Preußen wollten auf der Flucht die im Zittauer Marstall lagernden Lebensmittelvorräte an sich bringen. Die preußische Nachhut suchte hinter den Stadtmauern Schutz. Am 20.07.1757 rückte die österreichische Hauptarmee an und ein Teil der Preußen flüchteten in Richtung Löbau. Der Rest der Preußen wurde seinem Schicksal überlassen. Die Österreicher brachten inzwischen ihre Artillerie auf dem Frauenkirchhof und Sauplan in Stellung. Die Österreicher forderten die Preußen auf, sich zu ergeben, was sie aber ablehnten, worauf hin um 9.00 Uhr eine einstündige Beschießung erfolgte, die nur wenig Schaden anrichtete. Am folgenden Tag, 23.07.1757, lehnten die Preußen die Kapitulation wiederum ab, und es ging ein solches Bombardement auf Zittau nieder, dass sich die Betroffenen nach dem biblischen Sodom und Gomora versetzt glaubten. Zuerst fing der Gasthof „Zum Goldenen Stern“ auf der Neustadt Feuer und wenige Minuten später 8 weitere Stellen. Drei Viertel der einst so viel gerühmten „Reichen“ lagen in Trümmern und ca. 500 Menschen fanden den Tod. Unersetzliche Werte sind vernichtet worden, darunter das gesamte Stadtarchiv. In ganz Mitteleuropa sammelte man Geld, um Zittau zu helfen. Wiederum hatten sich vor allem der große Grundbesitz und das Leinen als schier unerschöpfliche Quellen Zittauer Wirtschaftskraft erwiesen.

Nach diesem Brand, wobei das Haus Neustadt Nr. 35 nicht beschädigt wurde, wurde es völlig eingebaut.




Schlusswort


Diese Ausführungen sind noch lange nicht erschöpfend. Um Zeitabschnitte und Begriffe aus vergangenen Zeiten richtig zu verstehen, muss man recht ausschweifende Recherchen in der Geschichte anstellen. So kommt man automatisch von einer Frage auf die nächste, wobei man doch auf einige Widersprüche im bereits von anderen Personen niedergeschriebenen Geschichtsstoff stößt. Es würde sich lohnen, weitere Erkundigungen zum Haus, zu dessen Eigentümern und Bewohnern einzuholen, was aufgrund der Kürze der Zeit jetzt nicht mehr möglich war.



Quellen:


„Geschichte der Oberlausitz“ Herrschaft, Gesellschaft und Kultur vom Mittelalter bis zum Ende des 20. Jahrhunderts, Joachim Bahlcke, Leipziger Universitätsverlag 2001


„Zittavia oder Zittau in seiner Vergangenheit und Gegenwart“, 1848/49


„Handbuch der Geschichte, 1837“


„Analecta Fastorum Zittaviensium, oder Historischer Schauplatz der löblichen alten Sechs-Stadt des Marggraffthums Ober-Lausitz, 5 Teile in 1 Band, 1716“, Johann Benedict Carpzov III, 25.10.1675 Dresden – 08.09.1739 Wittenberg


„Berühmte Persönlichkeiten der Oberlausitz (Band 1)“, Ingrid Seltmann, Oberlausitzer Verlag, 2009


„Christian Weise – Broschüre zum 290. Todestag aus Christian-Weise-Bibliothek Zittau, Altbestand, Uwe Kahl, 1998“


„Geschichte von Zittau, Band I“


„Carpzov“, Band I


„Häuserchronik der Stadt Zittau innerhalb des Grünen Ringes für den Zeitraum bis 1900“, Tino Fröde, Olbersdorf, 2008


„Adressbücher der Stadt Zittau“, ab Ostern 1880 – 1938, Christian-Weise-Bibliothek, Heimatgeschichtlicher und wissenschaftlicher Altbestand, Lisa-Tetzner-Str. 11, 02763 Zittau


„Zittau, so wie es war“ von Volker Dudeck, 1993


„Geschichte der Oberlausitz“ Herrschaft, Gesellschaft und Kultur vom Mittelalter bis zum Ende des 20. Jahrhunderts, Joachim Bahlcke, Leipziger Universitätsverlag, 2001


„Sachsen-Reiseführer, Oberlausitz, Zittau, Stadtgeschichte“, Internet


„Zittau – Enzyklopädie“ PlusPedia


„Lehnswesen“ Wikipedia


„Zittauer Stadtgeschichte“, Firefox


Heftchen aus Stadtarchiv „Chronik Stadt Zittau“ von Stadtverwaltung Zittau, 2005


„Zeittafel Böhmen, Mähren und Österreich-Schlesien“, Zeitabschnitt 1228/30, Mozilla Firefox


„Duernkrut3“, Wikimedia, Firefox


„Sachsen-Reiseführer“ Oberlausitz, Zittau, Stadtgeschichte, Firefox


„Lexikon des Mittelalters“, Wikipedia


„Der Zittauer Ring, Phantasievoller Städtebau des 19. Jahrhunderts, Kunstwerk Stadt“, von Volker Dudeck u. Jos Tomlow, Verlag Gunter Oettel Görlitz - Zittau, 2000


„Die Oberlausitz und der Sechstädtebund“, Manfred Durand, Oberlausitzer Verlag, 1991


„Stadtmauer“, Wikipedia


„Zittau“, Wikipedia


„Christian-Weise-Pfad“, Wikipedia


„Zittauer Geschichtsblätter“, Heft 3/1999, Städtische Museen Zittau,


„Zittau/Bilder/Feste/Königszug“, Internet


„König Wentzel“, Drama von Christian Weise, 1686, Firefox


„Chronika der Stadt Zittau“, Christian-Weise-Bibliothek Zittau, Altbestand


Material der Museumsbücherei


„Zur Geschichte der Klosterkirche Zittau“, Ev.-luth. Kirchgemeinde Zittau, Firefox


„Ottokar II Premysl“, Wikimedia Commons


„Zawisch von Falkenstein“, Firefox


„Václav II.“, Buch von Katerina Charvátová, 2007, 343 Seiten, nur in tschechischer Sprache vorhanden, Christian-Weise-Bibliothek Zittau, Altbestand


„Wenzel II., Teil 1“, Firefox


„Codex Manesse, 14. Jahrhundert“, Internet


„Zeittafel Böhmen, Mähren und Österreich-Schlesien“, Internet


„Die Premysliden“, Firefox


„Bau- und Kunstdenkmäler“ des Königsreichs Sachsen, 30. Heft, Stadt Zittau, von Cornelius Gurlitt


„Zedlers Universal-Lexikon“, Band 23, Mozilla Firefox